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Kulturerhalt
Seit 1981 fördert die Deutsche Bundesregierung den Erhalt herausragender Kulturdenkmäler in Thailand. Aus Mitteln des Kulturerhaltprogramms des Auswärtigen Amtes wurden beispielsweise wertvolle historische Palmblatthandschriften konserviert und digitalisiert.
Seit 1981 fördert die Deutsche Bundesregierung den Erhalt herausragender Kulturdenkmäler in Thailand. Aus Mitteln des Kulturerhaltprogramms des Auswärtigen Amtes wurden beispielsweise wertvolle historische Palmblatthandschriften konserviert und digitalisiert.
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Wat Ratchaburana in Ayutthaya
Ayutthaya diente mehr als 400 Jahre lang als Hauptstadt des siamesischen Königreichs. Mit seinen zahllosen historischen Palästen und Tempelanlagen von unschätzbarem Wert zählt der Ort seit 1991 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Erhaltung der bedeutenden Tempelanlage Wat Ratchaburana in der alten Königsstadt Ayutthaya war Ziel eines 2012 begonnenen Kulturerhaltprojekts des Auswärtigen Amts in Thailand. Die Tempelanlagen hatten während einer Flut im Jahr 2011 wochenlang unter Wasser gestanden und Schäden an historischen Stuckfriesen erlitten.
In enger Kooperation mit den thailändischen Kulturbehörden sowie dem UNESCO-Büro in Bangkok hatten Prof. Leisen und sein Team – hauptsächlich freiwillige Konservierungsfachleute aus Deutschland – eine fachgerechte Restaurierung des Wat Ratchaburana durchgeführt und dabei nach neuesten wissenschaftlichen Methoden Materialien zur Sicherung und Erhaltung der historischen Tempelbauten entwickelt. Es wurde insbesondere eine gründliche Restaurierung und Konservierung der geschädigten und in ihrem Bestand gefährdeten Substanz vorgenommen.
Im Laufe des Projekts hatten Experten aus Deutschland und Thailand immer wieder die Möglichkeit, bei Workshops und Seminaren ihre Erfahrungen auszutauschen. Die Entwicklung und Erprobung eines fundierten Restaurierungskonzepts für den Wat Ratchaburana mit Hilfe des deutschen Expertenwissens bildet zugleich eine nützliche Grundlage für die Instandsetzung weiterer Tempel in der Region durch thailändische Fachleute.
Die Maßnahme wurde fünf Jahre lang mit insgesamt rund 520.000 Euro aus dem Kulturerhaltprogramm des Auswärtigen Amts gefördert. Sie fand am 28./29. März 2017 mit einem Abschlussworkshop und der Übergabe in Anwesenheit von Herrn Sahabhum Bhumtitterat (Inspector-General of the Ministry of Culture), Herrn Dr. Sujin Chaichumsak (Governor of Phra Nakhon Si Ayutthaya Province), Herrn Anandha Chuchoti (Director-General of The Fine Arts Department), Herrn Preecha Khunthapraisri (Deputy Mayor, Ayutthaya Municipality) und Frau Sukanya Baonoed (Director of Ayutthaya Historical Park), Prof. Hans Leisen und Botschafter Peter Prügel ihren feierlichen Abschluss.
Historische Handschriften aus Nordthailand
Online-Zugriff auf historische Handschriften aus Nordthailand
Seit dem 3. März 2016 gibt es einen online-Zugriff auf die digitale Bibliothek nordthailändischer Handschriften. Auf der Internetseite http://lannamanuscripts.net können Forscher und sonstige Interessierte kostenlos auf eine riesige Sammlung von Daten zugreifen, die 500 Jahre umfassendes nordthailändisches Kulturerbe widerspiegeln. Die Bibliothek stellt die erste der Öffentlichkeit zugängliche große Sammlung von Manuskripten aus dem Norden Thailands und eine umfassende Ressource für nordthailändische traditionelle Literatur dar. Das Projekt wird von der Henry Luce Stiftung, der Universität von Pennsylvania und der Andrew W. Mellon Stiftung finanziert und von der Nationalbibliothek von Laos umgesetzt. Die vom Auswärtigen Amt finanzierte Digitalisierung der Handschriften ist das Ergebnis der Förderung der Konservierung von Handschriften, die vor über 40 Jahren begann.
Zur Bedeutung der Erhaltung Nordthailändischer Literatur
Nordthailand besitzt verschiedene kulturelle und literarische Traditionen, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung verwandter Kulturen in der Region geleistet haben. Trotz einer Fülle von Primärquellen konnten die wertvollen Handschriftensammlungen noch nicht umfassend erforscht werden, weil sie bislang nur schwer zugänglich waren. Neben lokalen Texten aus der buddhistischen Theravada-Tradition gibt es eine Fülle indigener Literatur und historischer Schriften sowie Texte, die soziale Beziehungen, Aspekte des Gewohnheitsrechts und den Alltag betreffen. Einen Großteil bilden außerkanonische Werke, darunter umfangreiche Erzählliteratur und v.a. Jataka-Erzählungen, die vermutlich der lokalen südostasiatischen Tradition entstammen. Andere Texte beschäftigen sich mit den Themen Astrologie, Magie, Mythologie und Ritualen, Grammatik und Lexikographie oder umfassen Poesie und epische Geschichten, Märchen und Romane. Viele der Skripten sind auf Nordthailändisch (Lan Na), Tai Khuen, Tai Lue, Lao, Tai Yai (Shan) bzw. in burmesischen- und Pali- Sprachen verfasst.
Diese Texte, die 500 Jahre nordthailändisches Erbe repräsentieren, sind auf Archive hunderter buddhistischer Klöstern sowie öffentliche und private Sammlungen in allen Provinzen verteilt.
Umfang der Forschung- und Konservierungsarbeiten
Die erste umfassende Untersuchung der Lan Na Handschriften in den acht nördlichsten Provinzen Thailands wurde von 1971 bis 1974 von dem deutschen Prof. Dr. Dr. h. c. Harald Hundius durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.
Harald Hundius war von 1993 bis 2004 Professor für Thai- und Lao-Sprachen und Literatur an der Universität Passau. Im Jahr 2000 verlieh ihm die Universität Chiang Mai die Ehrendoktorwürde in Lan Na-Sprache und Literatur. Hundius führt seit 1992 Projekte zur Konservierung von Handschriften an der Nationalbibliothek von Laos durch. Kontakt unter: laomanuscripts@gmail.com
Für das Projekt wurden 40 Mikrofilmrollen ausgewählter Manuskripte aufgenommen, die insgesamt 1.350 Texte umfassen. Ein großer Teil dieser Mikrofilme enthält wertvolle Texte, von denen einige inzwischen verloren gegangen oder zerstört worden sind. Eine zusätzliche, 25.000 Seiten umfassende Sammlung ausgewählter Texte wurde zudem von Hand kopiert. In den folgenden zwei Jahren gelang es dem Team von Prof. Hundius - wieder dank einer DFG-Förderung - eine vorläufige Liste der Manuskript-Titel und der damit verbundenen Bestandsdaten zu erstellen.
Später - während er als Gastdozent des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und Forschungsberater an der Universität Chiang Mai arbeitete - initiierte Prof. Hundius das Projekt zur Erhaltung nordthailändischer Handschriften (PNTMP), das vom Auswärtigen Amt im Rahmen seines Kulturerhaltprogramms finanziert und von 1987 bis 1991 unter der Projektleitung von M.R. Dr. Rujaya Abhakorn durchgeführt wurde. Während dieser Zeit wurden mehr als 400 Mikrofilmrollen mit Aufnahmen von etwa 4.200 Primärquellen der Lan Na Tradition hergestellt. Die Mikroverfilmungen wurden mit Dokumenten durchgeführt, die an insgesamt 53 ausgewählten Tempeln in Thailand aufbewahrt werden.
Alle Fotoarbeiten fanden in den Tempeln statt und es wurden keine Manuskripte entfernt. Nach der Verfilmung vor Ort wurden die wertvollen Handschriften wieder sorgfältig verpackt und gelagert. Der gesamte Prozess der Vorbereitung und Mikroverfilmung der oft extrem empfindlichen Dokumente wurde auch zur Schulung lokaler Freiwilliger eingesetzt, die sich mit diesen Arbeiten beschäftigen.
Am 11. März 2014 stattete I.K.H. Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn dem Wat Sung Men in der Provinz Phrae einen Besuch ab, wo tausende historische Palmblatthandschriften gelagert werden. Während ihres zweistündigen Besuchs zeigte I.K.H. Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn großes Interesse an den historischen Manuskripten aus der Ära des Lan-Königreichs (13. bis 16. Jahrhundert) und an dem aus Deutschland finanzierten Projekt, welches darauf abzielt, die historischen Dokumente zu erhalten und der breiten Öffentlichkeit den Zugang zu ihnen über das Internet zu ermöglichen.
Ebenfalls mit Unterstützung des Auswärtigen Amts wurden die Mikrofilmsammlungen und die handschriftlichen Kopien im Jahr 2013 in Zusammenarbeit mit der Bibliothek der Universität Chiang Mai digitalisiert und sind jetzt in der digitalen Bibliothek nordthailändischer Handschriften enthalten. Dieses zweisprachige thai-englische digitale Bibliotheksprojekt wird hauptsächlich von der Henry Luce Stiftung (New York) zusammen mit der Universität in Pennsylvania und der Andrew W. Mellon Stiftung, mit Prof. Justin McDaniel als Gesamtprojektleiter, finanziert. Es wird von der Nationalbibliothek Laos, mit Prof. Hundius als lokalem Projektleiter und David Wharton als technischem Direktor, umgesetzt. Der Server für die digitale Bibliothek wird von der Staatsbibliothek Berlin betrieben - wie bei der bestehenden DFG-geförderten digitalen Bibliothek laotischer Handschriften. Das Auswärtige Amt fördert auch die Digitalisierung zusätzlicher Handschriften in einer Reihe von Tempeln in Nordthailand, um die Online-Sammlung zu erweitern.
Prof. Justin McDaniel von der Universität Pennsylvania
„Die Konservierung der nordthailändischen und laotischen Manuskripte unter der Leitung von Harald Hundius und David Wharton in Zusammenarbeit mit Experten, Partnerinstitutionen und Beratern in Laos, Thailand, Europa, Nordamerika und darüber hinaus ist in der Geschichte Asiens ein Meilenstein im Bereich des Kulturerhalts. Laotische und nordthailändische Handschriften, eine Vielzahl von Skripten, sind eine fantastische Quelle von Informationen über alles, was von der Botanik über Recht, von Religion über Literatur, von Medizin über Rituale bis zu anderen grundlegenden Elementen der lokalen Kultur reicht. Als Beauftragter für Zuschüsse der Henry Luce Stiftung der Universität Pennsylvania und der Mellon Stiftung freue ich mich, dass ich in den letzten drei Jahren Gelder für einen Großteil der Erhaltung der nordthailändischen Handschriften beitragen konnte. Mein Dank geht an Herrn Hundius, Herrn Wharton und ihre Teams in Vientiane und Chiang Mai, sowie an die tausende Laien, Novizen, Nonnen und Mönche, die diese Handschriften zwischen dem 15. und dem frühen 20. Jahrhundert verfasst haben. Diese Sammlung wird eine dauerhafte und leicht zugängliche Ressource für künftige Studenten, Wissenschaftler und Liebhaber des Literaturstudiums, des Buddhismus, der Politik und Kultur in der Region sein.“
Der Beitrag Deutschlands
Das Auswärtige Amt hat mit seinem Kulturerhaltprogramm seit 1981 in 144 Ländern mehr als 2.700 Projekte mit insgesamt rund 65 Millionen Euro unterstützt.
Mit dem Ziel, in den jeweiligen Ländern das Bewusstsein der Bevölkerung für die eigene nationale Identität zu stärken und einen partnerschaftlichen Kulturdialog zu fördern, bezieht das Programm jeweils internationale Experten und die lokale Bevölkerung ein, um im Idealfall auch die lokale Ausbildung zu fördern.
Im Königreich Thailand wurden in den letzten 35 Jahren rund 1,4 Millionen Euro in eine Vielzahl von Projekten wie die Erfassung von Lau Na-Steininschriften, die Restaurierung des Wat Suthat, die Veröffentlichung thailändischer Literatur, ein Workshop zum Thema Musikinstrumente und Beratungen zu Keramikarbeiten investiert. So stellte das Auswärtige Amt seit 1987 insgesamt 850.000 Euro für den Erhalt und die Digitalisierung nordthailändischer Handschriften zur Verfügung.